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Windows-Zugang für Blinde

Auslesen der Bildschirmoberfläche von Anwendungsprogrammen

Die im vorigen Abschnitt beschriebene Navigation reicht für Blinde und Sehbehinderte natürlich noch nicht aus, selbständig mit einer Oberfläche unter WINDOWS zu arbeiten. Der Bildschirm muß nämlich noch ausgelesen werden, und diese Aufgabe erfüllt ein bereits an anderer Stelle beschriebener Screenreader.

Wenn ein Screenreader ordentlich mit der betreffenden Anwendersoftware harmoniert, werden nicht nur die Arbeitsergebnisse wie beispielsweise Mails, Fahrplandaten oder Inhaltsverzeichnisse von Laufwerken vorgelesen bzw auf der Braillezeile dargestellt, sondern die Hilfsmittelsoftware vermittelt auch, wie man sich an bestimmten Stellen der Bildschirmoberfläche zu verhalten hat. Jede Elementgattung wie Auswahlliste, Kontrollfeld, Schaltfläche oder Auswahlknopf ist mit einer unterschiedlichen Reaktion des Anwenders verbunden. Je reibungsloser in diesem Zusammenhang die Kommunikation zwischen Anwendungsprogramm und Screenreader hergestellt werden kann, desto unproblematischer stellt sich die Bedienung des blinden Computernutzers dar.

Leider erscheint in zunehmendem Maß Software auf dem Markt, deren Entwickler sich nicht an WINDOWS-Standards halten, noch nie etwas von einer MSAA-Schnittstelle bzw. MICROSOFT FOUNDATION CLASSES (MFC) gehört haben oder für die Tastaturbedienung ein Fremdwort ist. Wichtig ist, dass der Bildschirm bunt aussieht, sich viele nette Bildchen darauf befinden und die Maus auch ordentlich funktioniert.

Dennoch haben sich Entwickler von Screenreadern bemüht, gegenüber diesem traurigen Trend mittels einiger Zusatzfunktionen Abhilfe zu leisten. So können die Bitmaps bestimmter Bilder verbal benannt werden. Weiterhin existiert bei einigen Screenreadern eine sogenannte Skriptfunktion. In diesen Skripts können Abläufe programmiert werden, um gewisse Zustände des Bildschirms mit Reaktionen wie Signale, oder dem Vorlesen von Texten zu verknüpfen. Weiterhin ist es möglich, mit Hilfe dieser vorgefertigten Skripte bestimmte Funktionen der Maus durch Tastenkürzel zu ersetzen.

Die an dieser Stelle erörterte Icon-Benennung oder Skripteinbindung muß man dennoch als absolute Notlösung betrachten. Bevor der Blinde erst einmal in der Lage ist, ein Icon zu benennen, werden sehende Mitmenschen benötigt, die die Bedeutung der Icons erläutern. Außerdem wird besagte Benennung unbrauchbar, sobald sich mindestens ein Bit des Bitmaps ändert, und das kann nach einem Versionswechsel oder mittels schwer nachvollziehbarer Programmvarianten schnell geschehen. Skripte lassen sich ebenfalls nicht immer ohne weiteres erstellen. Abgesehen von dem Umstand, dass nicht jeder programmieren kann, sind die Dokumentationen seitens der Hilfsmittelhersteller unverständlich, unvollständig, oberflächlich oder nur in englischer Sprache verfaßt.

Aus diesem Grund ist es für Blinde und Sehbehinderte nach wie vor sinnvoll, wenn sich die Programmierer von Anwendungssoftware einigermaßen an WINDOWS-Standards halten und die MSAA-Schnittstelle in ein Softwareprodukt einbeziehen.

1999 © Copyright by Matthias Hänel, Norderstedt
Letzte Änderung 17.2.2010